“1531 Gegeneinander – 2022 Gemeinsam unterwegs” – Wann kommt die Einheit in Vielfalt?
(Text von Franz Wagner, Diakon)
Mit einer unscheinbaren Kapelle möchte ich diese Gedanken zur “Gebetswoche für die Einheit der Christen” beginnen. Vor ein paar Jahren wurde ich auf diese unscheinbare Kapelle auf dem Gubel zum ersten Mal aufmerksam. Es war wohl die Einfachheit dieser Gebetsstätte, die mein Interesse weckte. Die Ölbergkapelle erinnert an die Schlacht am Gubel von 1531, bei der nahezu 900 Menschen ihr Leben lassen mussten. Zum 450. Jahrestag der Schlacht liess die Zuger Regierung eine neue Türe einbauen, die vom gebürtigen Wiler Paul Stillhardt gestaltet wurde. Ihre Symbolkraft in der Inschrift im Türsturz: “1531 gegeneinder – 1981 zueinander”. In diesen einfachen Worten leuchtet das Anliegen des gemeinsamen Gebetes auf. Werfen wir zuerst einen (sehr verkürzten) Blick auf die Geschichte der “Gebetswoche für die Einheit der Christen”. Die Wurzeln der modernen ökumenischen Bewegungen finden sich schon im 19. Jahrhundert. War es im Jahr 1855 die Gründung des “Christlichen Vereins junger Männer”, folgten schon 1894, für die damalige Zeit ein visionärer Schritt, die Frauen im “Christlichen Verein junger Frauen” und 1895 schliesslich noch der “Christliche Studentenweltbund” nach. Aber auch schon davor, im Jahr 1846, wurde die Idee zum gemeinsamen “Gebet für die Einheit der Christen” geboren.
Ein besonderes Ereignis fand im Jahr 1948 statt, als im weltberühmten “Concertgebouw” in Amsterdam der “ökumenische Rat der Kirchen”, besser bekannt als “Weltkirchenrat”, aus der Taufe gehoben wurde. Es war der Höhepunkt eines Prozesses, der sich nachhaltig auch auf das II. Vatikanische Konzil auswirken sollte.
Es zeigt sich aber schnell, dass der Diskussion über eine ökumenische Zusammenarbeit noch ein langer und mühsamer Weg bevorstehen sollte. Als ein historischer Tag für unsere Kirche sollte der 25. Januar 1959 in die Geschichte eingehen. Im Anschluss an den Gottesdienst der “Weltgebetswoche für die Einheit der Christen” in der Basilika St. Paul vor den Mauern kündigte Papst Johannes der XXIII. das II. Vatikanische Konzil an. Kurz nach der Ankündigung empfing der Papst Kardinal König zu einer Privataudienz. Dabei erzählte er ihm:
“Er sei nicht von aussen zum Konzil gedrängt worden, sondern ihm sei die Idee plötzlich und erst während der
(Aus dem Buch von Dietmar Winkler “Wann kommt die Einheit”; Styria Verlag, Seite 10)
Weltgebetsoktav für die Einheit der Christen gekommen.”