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Der durchkreuzte Osterfrieden

Beim Schreiben dieser Zeilen stehen wir am Anfang der Fastenzeit und der Krieg in der Ukraine dauert schon mehr als zwei Wochen. Wie wird es sein, wenn Sie diese Zeilen lesen? Und wie wird es weitergehen?

Mitten im April dann erinnern wir uns an das Leiden und den Tod von Jesus am Kreuz. Machtlos liess ER dies über sich ergehen, überliess sich den Henkern und sagte ja zu seinem Weg, der mit dem Tod endete. Gott hat nicht eingegriffen. Gott ist machtlos, wenn wir Menschen nicht mitmachen. ER lässt uns die Freiheit, wir können entscheiden, ob wir uns für oder gegen das Leben stellen wollen.

Und dann dürfen wir Ostern feiern, das grosse Fest des Lebens und des Friedens. Denn Jesus wurde durch den Tod geführt und seine Worte als Auferstandener waren “Der Friede sei mit euch!” Das Denken der Jünger und Jüngerinnen wurde durchkreuzt. Es kam anders, als sie es erwartet hatten. Zuerst ist er am Kreuz gestorben, dann als Auferstandener ihnen erschienen. Sie mussten umdenken. In diesem Jahr wird wahrscheinlich unser Osterfriede durchkreuzt sein und der Krieg noch andauern. Niemand hätte gedacht, dass so etwas überhaupt noch passieren kann.

Viele Menschen glauben heute, allein mithilfe von Wissenschaft, Technologie und geschickter Politik sei die Zukunft der Menschheit zu meistern. Andere wiederum glauben dagegen, allein mit ganz bestimmten Gebeten sei die Menschheit zu “retten”. Gott hört auf unser Beten, das ist wahr. Aber Beten dient nicht einfach dazu, Gott zu etwas zu bewegen, was wir von ihm wollen; sondern Ihm unser Herz zu öffnen. Durch das Beten kann Gott uns bewegen, die eigene Veränderung – als einzelne Menschen wie als Kirche – zu suchen. Daher ist das Friedensgebet des heiligen Franz von Assisi und das Gebet der Vereinten Nationen in dieser Zeit ein passendes Angebot:

Friedensgebet des heiligen Franz von Assisi

Allgütiger, ewiger und barmherziger Gott!
Mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.

Gebet der Vereinten Nationen

Gott, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im grossen Weltall.
An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen,

dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden,
nicht von Hunger und Furcht gequält,
nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung.
Gib uns Mut und die Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zu beginnen,

damit unsere Kinder und Kindeskinder einst mit Stolz den Namen Mensch tragen.

Vertrauen wir darauf: Der Auferstandene spricht auch uns zu “Friede sei mit euch! Habt keine Angst!”. ER schenkt Frieden unserer Welt und möchte mit uns an diesem Frieden arbeiten. Wir wünschen allen ein friedvolles und kraftvolles Osterfest!

Ihr Seelsorgeteam der Pfarrei Wil

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