So sehr der Weggang von Pfarrer Sebastian Wetter auch schmerzt, so sehr freuen sich die Verantwortlichen und Mitarbeitenden der Pfarr- und Kirchgemeinde bereits heute auf die Zusammenarbeit mit Marjan Paloka.
Als Seelsorgeteam und Kirchenverwaltungsrat freuen wir uns, Marjan Paloka am 11. Januar um 9.30 Uhr im Gottesdienst im St.Peter willkommen zu heissen.
Dr. Marjan Paloka ist ein italienischer Priester mit albanischen Wurzeln. Der bald 50-Jährige spricht fliessend sechs Sprachen und bringt umfangreiche Erfahrungen in der Seelsorge und Pfarreiarbeit mit, die er nicht nur als Kaplan der Seelsorgeeinheit St. Gallen Zentrum, sondern auch durch seine langjährige Tätigkeit als Pfarrer von Fiesole bei Florenz gesammelt hat.
Seine Erfahrungen reichen jedoch über die eigentliche Pfarreiarbeit hinaus: Er war Mitglied und Sekretär des Priesterrats der Diözese Fiesole und Leiter des Pastoralamts für den Ökumenischen und Interreligiösen Dialog. Zudem hat er als Professor für Weltreligionen an der Gonzaga University in Florenz unterrichtet.
Mein Weg nach Wil
Im Glauben begründet
«Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des Ewigen Lebens» (Joh 6, 68). In dieser Frage und in dieser Behauptung des Apostels Petrus begründe ich meine Entscheidung zum christlichen Glauben. Die sanfte Überzeugungskraft Jesu erstaunt mich immer wieder. Sein Wort und seine Person verleihen dem Leben jene Erfüllung und jenen Sinn, den keine andere Quelle zu gewähren vermag. Dieses Wort ist kein leerer Begriff, sondern das Wort, das im Menschen Jesu Fleisch geworden ist und geheimnisvoll in jedem menschlichen Fleisch wohnt. Diesem Wort zu hören und mich in seinem Dienst zu stellen ist Bewegung, Haltung und Inhalt meines Glaubens. Ganz besonders da, wo das Wort des Lebens schwach, ganz leise oder sogar lautlos ist, bei den geknickten Menschen, bei den verletzten, die die Lebensfreude verloren haben.
In der Kirche beheimatet
Meinen Glauben verdanke ich der Kirche, der Gemeinde der Herausgerufenen, den unzählbaren Frauen und Männern, die sich vom Wort getragen wissen, im Wort geborgen und vom Wort bewegt sind. Ich weiss, dass die Kirche keine perfekte Gesellschaft ist. Trotz ihrer Imperfektion aber ist sie dazu berufen, «Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit» zu sein, wie das Zweite Vatikanische Konzil es formuliert hat. In einer zerspaltenen und von Kriegen geplagten Welt brauchen die Menschen aller Nationen und Kulturen dieses Zeichen. Da die Kirche im Auftrag Jesu ihren Dienst leistet, hat sie etwas anzubieten für das Wohl der Menschen, das keine andere Weltliche Institution anbieten kann. Den Segen der Zugehörigkeit zur Kirche habe ich ganz besonders in meiner Kindheit erlebt. Ich bin in Albanien geboren, in der Zeit der komunistischen Diktatur, wo alle religionen verboten waren und keine Meinungsfreiheit erlaubt war. Im Verborgenen haben die Katoliken dort den Glauben gelebt und der verborgene kirchliche Glaube war für mich wie für viele ein unschätzbarer Raum der Freiheit. Auch als ich nach dem Fall des Kommunismus in die freie Welt (nach Italien) ausgewandert bin habe ich die Kirche als Raum der Befreiung und der Freiheit erfahren.
Im kirchlichen Dienst
Schon in meiner frühen Jugend habe ich mich berufen gefühlt im Dienst des Evangeliums zu stehen und habe ich mich so für den kirchlichen Dienst als Priester zur Verfügung gestellt. Nach dem Abschluss der theologischen Studien in Florenz bin ich im Jahre 2000 für das Bistum Fiesole bei Florenz (Italien) geweiht worden und habe verschiedene Aufgaben übernommen: Kaplan, Pfarrer, Dozent der Weltreligionen, Mitarbeiter vom Vatikan Radio, Mitarbeiter einiger Ökumenischen Bibelgesellschaften weltweit usw.
Verbindung mit der Schweiz
Eine der Hauptfiguren meines theologischen und geistlichen Weges seit den 90. Jahren ist der grosse Schweizer Theologe Hans Urs von Balthasar (†1988), über dessen Christologie ich meine Thesis geschrieben habe. Dank der Freundschaft und Gastfreundschaft von einer Familie in Wädenswil und des Klosters Otmarsberg in Uznach durfte ich schon in den 90. Jahren kürzere oder längere Aufenthalte in der Schweiz verbringen und mich in die Theologie Balthasars vertiefen. In der letzten Zeit habe ich für den damals Dompfarrer Beat Grögli in der Dompfarrei Vertretung gemacht und aus der Freundschaft mit Ihm ist die Entscheidung entstanden, mich im Jahre 2023 als Kaplan in der Seelsorgeeinheit St. Gallen Zentrum einzusetzen. Der grösste Segen von diesen zwei Jahren in St. Gallen sind die vielen Begegnungen mit Menschen in den Stadtpfarreien und die äusserst bereichernde Zusammenarbeit mit den Frauen und Männern im kirchlichen Dienst.
Berufung nach Wil
Mit grossem Respekt und tiefem Vertrauen schaue ich auf den zukünftigen Dienst in der Pfarrei Wil. Die reiche Geschichte der Stadt und der Pfarrei, die Lebendigkeit der Gemeinde, die Vielfalt in Kirche und Gesellschaft füllen mich mit Demut. Die Freundschaft mit dem Generalvikar Sebastian Wetter gibt mir Orientierung. Der Gedanke der Zusammenarbeit mit dem Seelsorgeteam füllt mich mit Hoffnung und Zuversicht. Das Warten auf die vielen Begegnungen mit den Menschen vor Ort füllt mich mit Freude. Und schon jetzt gilt die Verbundenheit im Geist Gottes.
Marjan Paloka
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